Champions League: Albtraum Achtelfinale?

Geteilt war sie: Die Meinung der Öffentlichkeit über die Auslosung der Paarungen mit deutscher Beteiligung im Achtelfinale der UEFA Champions League. Bayern durch, Dortmund und Leverkusen schwer, aber mit Hoffnung und Schalke darf zumindest etwas lernen. Dies war die Quintessenz aus den wortreichen Darlegungen der Fußballkenner und Sachverständigen. Was aber, wenn es anders kommt? Was aber, wenn der deutsche Vereinsfußball bereits in der Runde der letzten Sechzehn nahezu komplett die Segel streichen müsste? Unwahrscheinlich ist dies nicht.

Natürlich zweifelt niemand daran, dass der FC Bayern München das Viertelfinale erreichen wird. Zwar hat Gegner Shakhtar Donzek mit Luiz Adriano den Top-Torjäger der Königklasse in seinen Reihen, dennoch konnten die Ukrainer in der Gruppenphase lediglich gegen den weißrussischen Zwerg aus Borisov Siege verzeichnen (7:0,5:0). Da mit Athletic Bilbao und dem FC Porto nicht gerade die Elite des europäischen Fußballs die übrigen Mitglieder dieser Gruppe waren, ist das Leistungsvermögen Donezks im Vergleich mit dem qualitativen und quantitativen Potenzial Münchens schnell eingeordnet.

Weitaus ambitionierter scheint da schon das Vorhaben Borussia Dortmunds, den italienischen Rekordmeister Juventus Turin aus dem Wettbewerb zu befördern. Dieser stellt immerhin die beste Abwehr sowie den treffsichersten Sturm der gesamten Serie A. Humorlose Wüstlinge wie der Anführer des chilenischen Selbstmordkommandos Arturo Vidal und der raubeinige Ur-Turiner Claudio Marchisio werden gewillt sein, dem BVB seine einzig verbliebene Stärke – das spielerische Element – madig zu machen. Den konsequenten Torabschluss und die sattelfeste Defensive hatten sie ja bereits im Abstiegskampf der Bundesliga verloren.

Unnötigerweise abhanden gekommen war den Spielern von Bayer Leverkusen durch ein 0:0 im letzten Gruppenspiel gegen Benfica Lissabon der erste Rang in Gruppe C. Deswegen geht es im Achtelfinale nun gegen die Effizienzkönige von Atletico Madrid. Der Vorjahresfinalist hat in der Champions League ab dem zweiten Spieltag der Gruppenphase kein Gegentor mehr kassiert. Ein Fakt, den die Leverkusener nicht gerne hören werden. Das Team von Trainer Roger Schmidt zeichnete sich vor allem in den Duellen mit dem AS Monaco und im Auswärtsspiel bei Benfica durch Unzulänglichkeiten im Offensivspiel aus. Mal fehlte die Gradlinigkeit im Spielaufbau, mal die Kaltschnäuzigkeit im Abschluss. Madrids von Weltklassevorstopper Diego Godín befehligte Verteidigungslinie kann der Schlüssel zum Erfolg über die Werkself sein.

Der FC Schalke 04 wird indes eilig den Schlüssel für den Mannschaftsbus suchen. Denn eben jener wird in den Partien gegen Real Madrid vor dem eigenen Tor geparkt werden müssen, um ein Ausscheiden zu verhindern. Während der Vorrunde waren die Knappen mehrfach vom Glück gesegnet. Das Heimspiel gegen Sporting Lissbon (4:3) hätten die Ruhrpottler genauso gut verlieren können und auch die Leistung aus den wichtigen Matches gegen Maribor wird nicht reichen, um Real Madrid ansatzweise zu gefährden. Die Königlichen haben in der Liga 55 Tore in 15 Spielen erzielt. Alleine 25 Treffer gehen auf das Konto von Berufsadonis Cristiano Ronaldo. Betrachtet man Auftritte wie den des S04 am vergangenen Samstag gegen Köln, wirkt eine Gegenüberstellung mit den madrilenischen Statistiken ungewollt komisch. Spanische Zeitungen nahmen dies jüngst zum Anlass, Spott an den Gelsenkirchenern zu üben und ihr weißes Ballett direkt in die Runde der letzten Acht zu schreiben. Wollen wir hoffen, dass es bei den Schalkern bleibt.

DFB-Outsider: Alte Baustellen, bekannte Gesichter

DFB-Sportdirektor Hansi Flick gab in der aktuellen Ausgabe der Sport Bild zu verstehen, dass der deutsche Fussballverband schon in den Juniorenteams gezielt Außenverteidiger und Stoßstürmer ausbilden will. Doch gibt es in den Untiefen der europäischen Top-Ligen womöglich bereits die perfekte Lösung für die Probleme der Verantwortlichen in Diensten des Bundesadlers? Sportjargon.net beleuchtet einige in Vergessenheit geratene Akteure sowie wiedererstarkte Routiniers.


Dennis Aogo

Bundestrainer Joachim Löw testete in jüngster Vergangenheit neben den bekannten Gesichtern Marcel Schmelzer und Erik Durm den Kölner Jonas Hector auf der linken Abwehrseite. Da Löw für das kommende Jahr weitere Experimente ankündigte, könnte ein alter Bekannter zurück ins Blickfeld gelangen. Dennis Aogo machte im Mai 2013 sein letztes Länderspiel beim 4:2 gegen Ecuador und sucht seit seinem Wechsel zum FC Schalke 04 im November des gleichen Jahres den Anschluss an die nationale Spitze. S04-Manager Horst Heldt sieht ihn dort bereits angekommen und bringt den Defensivspezialisten für das deutsche Eliteteam erneut ins Spiel: „Dennis Aogo wäre sicherlich ein Mann, der auf der linken Seite spielen könnte.“, sagte er im Oktober im Sport1-Doppelpass. Für den Verteidiger spricht sein Stammplatz im Verein. Sowohl in Liga und Champions League gehörte Aogo meist zur ersten Elf. Seit dem dritten Spieltag der Bundesliga verpasste er lediglich das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg aufgrund einer Gelbsperre. Um aber erneut in den Kreis der Nationalmannschaft vorzustoßen, dürften die bisher gezeigten Leistungen nicht reichen. Besonders zu Saisonbeginn prägten schwache Zweikampfwerte und unsicheres Passspiel die Performance des 27-Jährigen. Erst in den Spielen gegen Mainz und Stuttgart stabilisierte er sich.

DFB-Prognose: 40%


Diego Contento

Ähnliche Ausgangslage wie bei Aogo. Bei Girondins Bordeaux wichtiger Bestandteil des Team, bei der deutschen Nationalmannschaft enorme Konkurrenz. Dies ist auch der Grund, warum Contento bisher nur vier Partien für die U-20 und noch kein A-Länderspiel bestritt. Er konnte sich nie einen entscheidenden Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern verschaffen. Aktuell sind die Voraussetzungen jedoch günstig wie nie. Schmelzer, Durm, Hector, Aogo etc. beginnen alle auf vergleichbarem Niveau, auch wenn die Weltmeister zunächst die größere Lobby haben dürften. Bei weiteren guten Leistungen für den französischen Traditionsklub dürfte Contento auch für Joachim Löw interessant werden. Problem: Schon im Jahre 2010 ließ der Halb-Italiener verlauten, dass er in Zukunft gerne für die Azzuri spielen möchte. Diese Tendenz wurde in diesem Jahr erneut verstärkt, als die Sport Bild vermeldete, dass Contento 2015 eine Nominierung für die Nationalmannschaft Italiens erwarten könne.

DFB-Prognose: 20%


Alexander Meier

Die Geschichte um den 31-Jährigen Stürmer aus dem beschaulichen Buchholz an der Nordheide ist eine, wie sie nur die Bundesliga schreibt. Zeigte er in den Vorjahren bereits ausgezeichnete Leistungen, liefert Meier in der Spielzeit 2014/2015 das Glanzstück seiner Karriere ab. Nach 14 Ligaspielen für Eintracht Frankfurt hat der Angreifer bereits 10 Tore auf dem Konto und schickt somit Größen wie Lewandowski, Müller und Huntelaar auf die Plätze in der Torschützenliste. In den vergangen drei Matches traf er viermal. Nicht verwunderlich, dass der ein oder andere Journalist die Frage nach der Nationalmannschaft stellt. Diese beantwortet der bescheidene Meier jedoch schlicht mit einem Verweis auf sein fortgeschrittenes Alter. Coach Löw zeichnete sich tatsächlich in der Vergangenheit nicht dadurch aus, betagten Feldspielern das Länderspieldebüt zu ermöglichen. Wahrlich gibt es unter den offensiven Talenten der Bundesrepublik deutlich jüngere Anwärter auf die Nachfolge der Legende Miroslav Klose. Kevin Volland, Thomas Müller, Mario Götze, Max Kruse. Sie alle können in der Spitze spielen. Trotzdem sind sie nicht die von Hansi Flick geforderten Spielertypen, die „wie Messi eiskalt vor dem Tor sind, den Ball in die Ecke schieben“. Der alte Meier aber ist so einer. Ob es auf die alten Tagen wirklich für die Nationalmannschaft reicht, wird das Jahr 2015 zeigen. Meier wird´s egal sein. Tore schießt er trotzdem.

DFB-Prognose: 10%

Champions League: Die ewige Stadt in neuem Glanz

Totti, Cole, Maicon, Keita – der Kader des AS Rom liest sich fast wie ein UEFA Allstar-Team der späten Nullerjahre. Trotzdem macht das Team von Trainer Rudi Garcia auch in der Gegenwart eine gute Figur. Nach dem zweiten Platz in der Serie A in der vergangenen Spielzeit steht man auch in der neuen Saison nur einen Punkt hinter Juventus. In der Champions League läuft es ähnlich gut. Nach den ersten beiden Spielen stehen für die Roma in der Gruppe E alle Zeichen auf Achtelfinale. Am Dienstag soll gegen den FC Bayern München der nächste Schritt dorthin unternommen werden. Worauf sich der deutsche Rekordmeister gefasst machen muss, hat sportjargon.net vorab analysiert.

1. Verteidigung im Gladiatormodus!

Allein in der Abwehr investierten die Italiener nach dem Abgang von Mehdi Benatia zu den Bayern und der Verletzung von Stammspieler Leandro Castán Millionenbeträge. Sechs neue Verteidiger wurden verpflichtet. Mit Erfolg: In sieben Ligaspielen kassierte man lediglich vier Gegentreffer. Hauptverantwortlich für die Fortsetzung der traditionellen Defensivstärke der Römer ist die neuformierte Innenverteidigung. Mit Kostas Manolas (Olympiakos Piräus) und Mapou Yanga-Mbiwa (Leihe von Newcastle United) holten die Römer zwei Verteidiger mit Spitzenpotenzial. Der 23-Jährige Grieche Manolas gilt als kopfballstarker Zweikämpfer mit ausgezeichnetem Stellungsspiel. Er wird versuchen, Lewandowski und Co. durch seine physische Präsenz aus dem Spiel zu nehmen. Die Zuständigkeit für den Spielaufbau liegt derweil beim technisch guten Franzosen Yanga-Mbiwa. Sein sicheres Passspiel soll der Grundstein für erfolgreiche Vorstöße sein. Hier werden bereits die Münchener Offensivspieler Druck ausüben müssen. Auf den Außen sollen die international erfahrenen Maicon und Ashley Cole die Balance zwischen Abwehr und Angriff halten. Aufgrund ihres hohen Alters haben die beiden 33-Jährigen aber Geschwindigkeitsdefizite gegenüber Götze, Robben etc..

2. Kilometerfresser mit künstlerischem Einschlag

Der zweite Grund für die Stabilität der Roma liegt in der Polyvalenz der Mittelfeldspieler. Bereits in der letzten Saison bildeten Radja Nainggolan, Daniele de Rossi und Miralem Pjanic häufig das römische Triumvirat in der Mitte. Aufgrund ihrer enormen Qualität in der Balleroberung in Kombination mit einer guten Übersicht und verlässlicher Technik sind Nainggolan und de Rossi wie geschaffen für das schnelle Umschaltspiel Roms. Sie attackieren früh und suchen sofort den freien Mann. Fehler im Spielaufbau bestrafen sie umgehend. Pjanic agiert dagegen etwas weiter vorne. Mit einer vorzüglichen Schusstechnik ausgestattet ist er nicht nur nach Standards eine große Gefahr. Auch seine steilen und kreativen Bälle in die Spitze sind gefürchtet. Passwege zustellen und zweite Bälle blocken!

3. Der Methusalem und seine jungen Adjutanten

Neben dem ewigen Francesco Totti, der mit seiner Erfahrung und Schlitzohrigkeit dem Team immer eine Hilfe ist, stehen Coach Garcia eine Vielzahl junger, offensiver Flügelspieler zur Verfügung. Während der 27-Jährige Gervinho, Tottis erster Offizier, durch seinen Speed und technische Finesse immer wieder hinter die gegnerischen Linien kommt, bieten sich gleich mehrere Jungspunde als Verwerter seiner Vorlagen an. Der 21-Jährige Juan Iturbe offenbarte sein Leistungsvermögen in seinen ersten Einsätzen mehrfach. In vier Pflichtspielen für die Roma traf er zweimal und gab zwei Vorlagen. Besonders beim 5:1-Sieg im ersten Champions League-Match gegen ZSKA Moskau überzeugte der 22-Millionen-Neuzugang von Hella Verona. Gegen Bayern wird für ihn jedoch wohl der gebürtige Römer Alessandro Florenzi auf der rechten Außenbahn beginnen. Der 23-Jährige verfügt über einen hervorragenden Torabschluss, ist wendig und auch nach Kopfbällen gefährlich.
Sollte Totti nach 75 Minuten die Luft wegbleiben, ist Mittelstürmer Mattia Destro zudem eine Option. In seiner Ballbehandlung ist der 23-Jährige äußerst raffiniert und bringt sich so auch gegen mehrere Verteidiger in aussichtsreiche Positionen. In dieser Saison erzielte er in sechs Ligapartien schon drei Tore.

Fazit: Der AS Rom besitzt eine sehr ausgeglichene und aufeinander abgestimmte Mannschaft. Hinten äußerst sortiert und kompakt, vorne schnell und trickreich. Ballgewinne werden unmittelbar versucht in Torchancen umzumünzen. Gegen dieses zweikampf-und spielstarke Team, kann auch der FC Bayern Punkte lassen.

EM-Quali: Die grüne Gefahr

Mila trifft. Deutschland verliert. Twitter quillt über. So war es am Samstag. Dennoch verspürt man nach der Pleite gegen Polen im zweiten EM-Qualifikationsspiel noch keine Nervosität im Umfeld der deutschen Fussballnationalmannschaft. Die Sorge um die überbelasteten Spieler übertrifft die Angst vor einem Scheitern auf dem Weg nach Frankreich bei Weitem. Der neue UEFA-Qualifikationsmodus und die individuelle Klasse unserer Kicker werden uns schon irgendwie zur Europameisterschaft spülen.

Jetzt geht es am Dienstag auf Schalke gegen Irland. Alles andere als ein Sieg der DFB-Elf wäre zu wenig, sagt man. Doch die Iren haben aufgrund von zwei Siegen gegen Georgien und Gibraltar Oberwasser, sagt man ebenfalls. Am 14.10.2014 könnte es also tatsächlich die erste Niederlage Deutschlands gegen die Republik Irland seit 20 Jahren geben. Wie wahrscheinlich diese Gedankenspiele wirklich sind, beurteilt sportjargon.net für euch.

Bei den Iren ist es wie immer: Sind alle Spieler gesund, verfügt das Team über ein verschworenes Kollektiv aus Spielern von mittelklassigen Premier League-Vereinen, das – um den ein oder anderen überdurchschnittlichen Spieler ergänzt – nahezu jedem Gegner Probleme bereiten kann.

Dennoch birgt dieser Umstand auch das große Problem der Mannschaft von Trainer Martin O´Neill. Mit Séamus Coleman und James McCarthy (beide FC Everton) fallen zwei der individuell stärksten Akteure gegen Deutschland definitiv aus. Gerade McCarthy ist als Taktgeber im Mittelfeld entscheidend für den Spielaufbau. In Irlands auf Konter ausgelegtem 4-5-1 sollen Glenn Whelan (Stoke City), Stephen Quinn (Hull City) und McCarthys Teamkollege Darron Gibson den Regisseur gemeinsam ersetzen. Dass Quinn und vor allem Gibson in ihren Clubs alles andere als gesetzt sind, macht dieses Unterfangen allerdings nicht leichter.

Auch auf den offensiven Außenpositionen gibt es Defizite. Rechtsaußen Aiden McGeady (FC Everton) hat nach sechs Premier League-Einsätzen erst ein Tor und eine Vorlage vorzuweisen. Zu wenig für einen erfahrenen Spieler eines ambitionierten, englischen Erstligisten. Noch dürftiger ist die Ausbeute von Linksaußen James McClean. In der Championship, Englands zweiter Liga, stand er nur in vier von elf Spielen für Wigan Athletic im Kader und gab lediglich eine Torvorlage. Will man Deutschland in der Verteidigung wirklich in Bedrängnis bringen, müssen die schnellen Flügelspieler zu ihrer Form finden. Zumal sich der Weltmeister hier mit Erik Durm und Antonio Rüdiger gegen Polen defensiv anfällig zeigte.

Solche Schwächen ausnutzen soll vor allem Irlands bekanntester Profi: Robbie Keane. Der 34-Jährige erzielte während der aktuellen Spielzeit für LA Galaxy in der Major League Soccer 18 Treffer in 26 Partien und steuerte zudem acht Assists bei. Trotz seines hohen Alters ist er immer noch der gefährlichste Stürmer seiner Nationalmannschaft.

Ob er gegen Deutschland über die volle Distanz gehen wird, ist dennoch fraglich. Möglich ist, dass er sich die Einsatzzeit mit Shane Long ( FC Southampton) teilt. Dieser hat jedoch eine wesentlich dürftigere Bilanz vorzuweisen als der irische Nationalheld Keane. Weder in seinen elf Pflichtauftritten für Southampton noch in den beiden Länderspielen für Irland in dieser Saison konnte Long einen Treffen markieren. Gefahr sieht anders aus.

Etwas besser aufstellt sind die „Boys in Green“ dagegen in der Verteidigung. Auch ohne Coleman besitzt man hier mit Marc Wilson (Hull City) und Ex-ManU-Profi John O´Shea (AFC Sunderland) kompromisslose Innenverteidiger, die auch einen Thomas Müller bändigen können. Zudem sind sie mit 1,88 und 1,92 Metern Körpergröße sowohl offensiv als auch defensiv für Standards bestens geeignet.

Eine Schwachstelle bietet sich aber auf der linken Abwehrseite. Verteidiger Stephen Ward (FC Burnley) verfügt über nahezu keine Spielpraxis. In den ersten sieben Saisonspielen für Burnley kam er nur ein einziges Mal zum Einsatz. Ein gefundenes Fressen für Karim Bellarabi, den Wirbelwind im rechten Mittelfeld der Deutschen.

Fazit: Aus einer ordentlichen Innenverteidigung heraus möchte Irland über ein massives zentrales Mittelfeld zu Ballgewinnen und anschließend zu gefährlichen Kontern kommen. Jedoch fehlt es vielen Spielern auf elementaren Positionen an Form und/oder Spielpraxis. Hinzu kommen die Verletzungen der Leistungsträger Coleman und McCarthy. Lediglich Robbie Keane und die defensive Instabilität der deutschen Abwehr bieten objektiv gesehen Siegchancen für die Iren. Sollte Deutschland aus den Fehlern vom Polen-Spiel gelernt haben, wird man problemlos drei Punkte einfahren. Ist dies nicht der Fall, hat sich Jogis Truppe die Krise fleißig verdient.

EM-Quali: Ist Polen mehr als Lewandowski?

Die Medien werden es nicht müde zu betonen. Die deutsche Fussballnationalmannschaft trifft am Samstag im Duell mit Polen auf den schwersten Brocken auf dem Weg zur Endrunde in Frankreich. Ob der Weltmeister das packt? Schließlich scheint allein Bayern-Neuzugang Robert Lewandowski Deutschland im Alleingang abschießen zu können. Was von unseren östlichen Nachbarn wirklich zu befürchten ist, hat sportjargon.net im Voraus analysiert.

Polens Coach Adam Nawalka stellte nach dem 0:0 gegen Deutschland im Vorfeld der WM sein System vom 4-2-3-1, mit dem man die WM-Qualifikation vergeigte, auf ein 4-4-2 mit einer Doppelsechs um. Die Eckpfeiler bilden von hinten nach vorne Innenverteidiger und Kapitän vom FC Turin Kamil Glik, Ballverteiler Grzegorz Krychowiak vom FC Sevilla und Weltstar Robert Lewandowski vom FC Bayern München im Sturm.

Besonders in der Defensive vor Keeper Wojciech Szczesny gilt es sich zu steigern. In der WM-Quali war hier viel Luft nach oben. Mit 12 Gegentreffern kassierte man mehr Tore als beispielsweise Litauen oder Slowenien. Nun bekommt der kompromisslose Abwehrchef Glik mit Lukasz Szukala von Steaua Bukarest einen enorm kopfballstarken und international erfahrenen Mann an die Seite, während die Außenverteidiger Lukasz Piszczek vom BVB und Artur Jedrzejczyk von Wolfsburgs Europa League-Gegner FK Krasnodar die Flügel beackern. Gegen diese Abwehrreihe kann die DFB-Elf vor allem nach schnellen Ballgewinnen zum Erfolg kommen, wenn die Außenverteidiger zu hoch stehen. Dennoch ist bei Standards besonders auf die turmhohen Innenverteidiger stets zu achten. Nicht nur Lewandowski weiß, wo das Tor steht.

Vor der Verteidigung überlässt Nawalka einem Mann vom Europa League-Sieger FC Sevilla die Kontrolle über das Spiel. Grzegorz Krychowiak bildet zusammen mit dem abschlussstarken Warschauer Tomasz Jodlowiec die Schaltzentrale im Spiel der Polen. Krychowiak ist ein junger, abgeklärter Spielertyp, der sowohl in der Balleroberung äußerst konsequent als auch technisch bestens ausgebildet ist. Er verteilt die Bälle und leitet die Angriffe ein. Gelingt es den Deutschen, ihn aus dem Spiel zu nehmen, ist dies womöglich die halbe Miete.

In der Offensive verlassen sich die Polen allen Medienberichten zum Trotz nicht nur auf Wunderstürmer Lewandowski. Seine Dynamik und Anteilnahme am Spiel gepaart mit der einzigartigen Kaltschnäuzigkeit eines Weltklassestürmers sind zwar in letzter Konsequenz oft die über Sieg oder Niederlage entscheidende Nuance, bedürfen aber der Zuarbeit durch spielstarke Mitstreiter. So stellte ihm Trainer Nawalka jüngst den momentan von Bayer Leverkusen an Ajax Amsterdam verliehenen Arkadiusz Milik als Sturmpartner zur Seite. Der 20-Jährige traf in drei Einsätzen in der holländischen Eredivisie immerhin zweimal und empfahl sich besonders durch seine technische Raffinesse für höhere Aufgaben.

Gefüttert werden sollen die Angreifer von den Außenstürmern Maciej Rybus (Terek Grozny) und Kamil Grosicki (Stade Rennes). Die beiden Flügelspieler sind ähnliche Typen: Pfeilschnell, dribbelstark und besitzen ein gutes Auge für den freien Mann. Im Gegensatz zu Grosicki drängt Rybus noch etwas mehr auf den Abschluss, was auch seine Bilanz zeigt. In der laufenden Saison erzielte er in neun Spielen der russischen Premier Liga drei Tore und bereitete drei vor. Er zieht oft von außen in die Mitte und sucht die freie Lücke für den Abschluss, während Grosicki eher die Linie entlang läuft oder nach dem Eins-gegen-Eins das Abspiel sucht.

Bei der derzeitigen Personallage in den Reihen des DFB könnte Polen mit seinen schnellen und technisch starken Leuten zum Erfolg kommen. Hummels und Durm sind noch nicht in bestmöglicher Verfassung. Für den BVB unterliefen ihnen in junger Vergangenheit immer wieder Unsicherheiten. Bei rasanten Vorstößen der Polen führen Stellungsfehler und individuelle Patzer zu Torchancen und könnten dem Team den Sieg kosten. Die Präsenz und Gelassenheit eines Jerome Boateng wird hier entscheidend sein.

Fazit: Polen verfügt über eine international erfahrene Defensive und einen technisch gut ausgebildeten Angriff mit Robert Lewandowski als öffentlichkeitswirksamer Galionsfigur. Gegen die schnelle Offensivabteilung des EM-Gastgebers von 2012 kann sich Deutschland keine leichtsinnigen Ballverluste erlauben. Auch bei Standards besitzen Nawalkas Mannen diverse Optionen, gefährlich vor Manuel Neuers Gehäuse aufzutauchen. Trotzdem muss es den Bundesadlern bei sorgfältiger Defensivleistung möglich sein, aufgrund der insgesamt höheren Qualität ein Tor mehr als Polen zu erzielen. Tipp: Vor allem Abwehrchef Glik neigt häufig zu rohem Einsteigen im Zweikampf. Wendige Spieler wie Götze und Schürrle werden immer wieder in die Position kommen, Freistöße rauszuholen. Eventuell ein probates Mittel zum Sieg.

Schalke 04: Ist Di Matteo der Messias?

Auf Schalke hat die Hoffnung wieder einen Namen. Roberto Di Matteo soll die Knappen ab sofort zu standesgemäßen Auftritten in Liga und Champions League führen. Ob sich der Italo-Schweizer dabei besser anstellt als Ex-Coach Jens Keller, wird von der Expertenriege des Profifußballs höchst divers diskutiert. Nun mischt sich auch sportjargon.net in die Kontroverse ein.

Zugegeben: Im Vergleich zu Keller kann Di Matteo auf einige, beachtliche Erfolgserlebnisse zurückblicken. Einem Champions League-Sieg und einem Triumph im FA-Cup mit dem FC Chelsea und einem Aufstieg mit West Bromwich Albion kann der Deutsche, zumindest als Trainer, nichts entgegensetzen. Auf dem Papier lesen sich die Errungenschaften des 44-Jährigen wie das Portfolio eines angehenden Weltklasse-Managers.

Böse Zungen behaupten nun aber, besonders die Erfolge von Chelsea London im Jahre 2012 seien nicht der Verdienst von Roberto Di Matteo. „Die meisten glauben, dass es vor allem ein Triumph der erfahrenen Spieler wie Cole, Lampard, Drogba und Cech war“, erklärte beispielsweise der englische Journalist Tom Adams. Somit seien die wahren Fähigkeiten des neuen Schalke-Trainers laut Adams nicht seriös zu bewerten. Andere Kritiker von der Insel gehen sogar noch weiter. So verfüge Di Matteo laut Insiderberichten in England über einen schlechten Ruf. Dies soll vor allem auf eine fehlende Eigenständigkeit und gesteigerte Abhängigkeit von seinen Co-Trainern zurückzuführen sein.

Laut Vereinsseite hat es der ehemalige italienische Nationalspieler nach seiner festen Anstellung bei Chelsea im Sommer 2012 zudem nicht geschafft, die vom Verein geforderte offensiv orientierte Spielweise umzusetzen. Trotz Einkäufen wie Eden Hazard und Oscar konnte Di Matteo nach Vereinsmeinung den alten Haudegen im Team nicht die gewünschte neue Philosophie näherbringen, sodass dies den Coach seinen Kopf kostete.

Dass diese Bewertung der damaligen Situation durch die Vereinsoberen durchaus überzogen war, zeigt ein Blick auf die Bilanz. In den zwölf Ligaspielen der Saison 2012/2013 bis zur Entlassung Di Matteos gewann Chelsea siebenmal und verlor nur zwei Partien. Schlechter lief es in der Königsklasse. In einer starken Gruppe mit unter anderem Schachtar Donezk und Juventus Turin bedeuteten zwei Pleiten gegen die Genannten den Abstieg in die Europa League und das Aus des in Schaffhausen geborenen Übungsleiters.

Bis zu seiner Kündigung verlor er in der Spielzeit 2012/2013 also nur vier Spiele (die 1:4-Pleite gegen Atletico Madrid im Europäischen Supercup ausgenommen).
„Robbie“, so wie ihn seine Freunde in England nannten, scheint rein objektiv beurteilt demnach das Siegen zu verstehen. Sein Scheitern also nur Resultat unglücklicher Umstände? Dieser Eindruck wurde dieser Tage ebenfalls von prominenter Seite untermauert. Mit St. Petersburgs Trainer André Villas-Boas, Roberto Mancini und seinem Ex-Spieler und derzeitigen VfB-Profi Oriol Romeu fanden ehemalige Weggefährten nur positive Worte für Di Matteo. Ebenso bezeichnete Alfred Draxler, stellvertretender Chefredakteur der BILD-Zeitung, die Verpflichtung von Roberto Di Matteo für den FC Schalke 04 als „größten Coup seit der Unterschrift von Pep Guardiola beim FC Bayern“.

Rein wörtlich genommen mag diese Aussage stimmen. Wann unterschreibt schon ein Champions-League-Sieger als Trainer in der Bundesliga? Trotzdem: Das Recht tatsächlich mit dem spanischen Fußball-Gelehrten in einem Atemzug genannt zu werden, muss sich jedoch auch Di Matteo erst verdienen.

Einen ersten Schritt dorthin kann er schon in dieser Saison tun. Beispielsweise mit der Stabilisation der Schalker Abwehr und einem Husarenritt in die Champions League-Ränge. Alles andere wird ihm auch in Gelsenkirchen als Versagen ausgelegt werden und das kann sich im Ruhrpott derzeit niemand leisten. Am „Projekt Di Matteo“ hängt diesmal auch der Job von Manager Horst Heldt, der in vier Jahren seit 2010 weder in Felix Magath noch in Huub Stevens oder zuletzt Jens Keller den richtigen Coach für ein langfristig erfolgreiches Arbeiten fand.

Roberto Di Matteo muss nun gegenüber der Öffentlichkeit zum einen den Nachweis über seine eigene Qualität als Trainer erbringen und zum anderen durch schnelle Erfolge Heldts Position im Verein stärken, die einen weiteren Trainerwechsel wohl nicht verkraften würde. Glück auf!

Bundesliga: Drei Hochzeiten und mehrfach Totalausfall

Mit dem VfB Stuttgart, dem Hamburger SV und dem SV Werder Bremen belegen drei der deutschen Vorzeigemannschaften auf internationaler Ebene während der Nullerjahre die letzten Ränge der aktuellen Bundesligatabelle. Diese Entwicklung ist ebenso denkwürdig wie enttäuschend, hat sich aber in jüngster Vergangenheit in der offentlichen Wahrnehmung etabliert. Dieser Tage zieht sich ein anderer, ähnlich bedenklicher Trend durch die Eliteliga Deutschlands: Die Top-Teams der Bundesliga halten der Doppel-und Dreifachbelastung nicht stand!

In unterschiedlicher Ausprägung zeigen alle Spitzenmannschaften der letzten Saison außer dem FC Bayern eine oft erschreckende Inkonstanz. Während der Rekordmeister Schwächephasen mit dem auch in der Breite hochwertigen Kader auffängt und defensiv sehr sorgfältig arbeitet, kann die Konkurrenz maximal in einem Wettbewerb überzeugen.

Am besten lässt sich dieses Phänomen am Beispiel von Borussia Dortmund darlegen. In der Liga hat man nach sieben Spielen bereits vier Niederlagen hinnehmen müssen. Fazit: Platz 13 mit zwei Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsrang. Ein ganz anderes Bild bietet sich in der Champions League. Hier steht der Finalist von 2012 mit zwei Siegen und keinem Gegentor auf Platz eins der Gruppe D. Allerdings: Beim 3:0 gegen Anderlecht boten sich den Belgiern aufgrund von Fehlern in der Dortmunder Defensive immer wieder Torgelegenheiten. Die Partie hätte auch deutlich enger laufen können.

Solche individuellen Patzer kennen auch die anderen deutschen Champions League-Teilnehmer. Nach Siegen in der Liga gegen formlose Bremer und Dortmunder war auf Schalke vermeintlich die Wende geschafft. In der Königsklasse gegen Maribor lud man kurz darauf aber den Gegner durch Stellungsfehler phasenweise zum Tore schießen ein. Mit Glück und Einsatz reichte es zum Remis. Das jüngste 1:2 in Hoffenheim war da nur der logische Schluss. Offensiv viel zu planlos, zu abhängig von Huntelaar und defensiv in der Entstehung der Gegentreffer mit lächerlichen Ballverlusten versuchte es die Mannschaft von Jens Keller zum Ende hin mit verzweifelter Härte. In der Länderspielpause wird im Pott viel geredet werden.

Sogar auf Roger Schmidts enorm gelobtes Bayer Leverkusen lässt sich die Kritik ausweiten. Besiegte das Team am Mittwoch noch Benfica Lissabon auf der großen Bühne glanzvoll und verdient mit 3:1, schenkte man dem SC Paderborn durch eigene Nachlässigkeiten zwei Tore. Probleme im Defensivbereich hatte die Werkself in dieser Spielzeit bereits gegen Bremen und Wolfsburg offenbart. Im Gegensatz zum BVB und S04 besitzt Bayer jedoch einen großen Vorteil: Die Angriffsreihe ist immer für ein Tor gut. Bellarabi, Son und Co. erspielten in allen Matches bisher konsequent aussichtsreiche Torchancen.

Fazit:

Schalke
zeigt sich in der Bundesliga insgesamt besser als international, hat aber in allen Spielen unverständliche Fehler in seinem Spiel. Verletzungen und die hohe Belastung scheinen sowohl an der psychischen als auch physischen Kraft zu nagen.

Dortmund kommt vor allem im Angriff nur in der Champions League ins Rollen. Gegen den HSV waren Torchancen wieder einmal Mangelware. Wettbewerbsübergreifend bleibt aber auch die Abwehr eine Schwachstelle.

Leverkusen ist im Vorwärtsgang immer gefährlich, leistet sich genau wie der BVB und die Königsblauen zu oft individuelle Ausfälle.

Schaffen die Teams es nicht, bei all ihren Aufgaben einem gewissen Standard zu entsprechen, werden die Ziele in den jeweiligen Wettbewerben deutlich nach unten korrigiert werden müssen. Eventuell auch zu Lasten der Fünf-Jahres-Wertung.

Champions League: Hui vs. Pfui

Der zweite Spieltag der Champions League-Gruppenphase ist vorbei und die Eindrücke sind nicht ganz einfach zu verarbeiten. sportjargon.net macht einen Ordnungsversuch. Wir haben unsere Lichtblicke und Schattenseiten für euch zusammengestellt.

Hui

1. Neymars Kragen

Ob der Lieblingssohn Brasiliens kurzfristig ein BWL-Studium angefangen hat oder sich einfach vor liebevollen Nackenklatschern seines Landsmannes und PSG-Verteidigers David Luiz schützen wollte, ist nicht überliefert. In jedem Fall trug Neymar das Trikot des FC Barcelona am Dienstag in der Champions League gegen Paris St.Germain mit so viel Stil, wie es sonst nur Bela Lugosi hätte tun können. Als der Kapitän der Selecao in der 56. Minute zum 2:3 traf, war es als würde Dracula zubeißen. Grusel.

2. Francesco Totti

In Zeiten, in denen der Trend zum Karriereende mit Anfang 30 geht, zeigt der Italiener seiner Geburtsurkunde lächelnd den Mittelfinger. Vor der Partie gründlich mit Klosterfrau Melissengeist gegurgelt machte er sich mit seinem Treffer am Dienstag gegen Manchester City zum ältesten Torjäger der Champions League. Wenn Helmut Schmidt nun nochmal als Kanzler kandidiert und sich Günter Netzer selbst für die EM-Quali gegen Irland und Polen nominiert, ist unsere Welt wieder in Ordnung.

3. Lwiw

Die westukrainische Stadt Lwiw darf sich bei den pro-russischen Milizen bedanken. Dank des Konflikts im Osten des Landes sehen die Bürger Lwiws zum ersten Mal seit 2012 Fußball auf höchster, europäischer Ebene. Zuletzt rumpelte sich hier die deutsche Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren gegen Dänemark zu einem 2:1-Sieg. Nun trägt Schachtar Donezk sämtliche Heimspiele inklusive Champions League im knapp 35.000 Personen fassenden Stadion aus. Zum Dank für die großartige Unterhaltung sangen die Bürger Lwiws während des CL-Spiels Donezk gegen Porto sogar die ukrainische Nationalhymne. Politische Hintergründe entsprechend der UEFA-Gesinnung natürlich komplett außen vor.

Pfui

1. Feuer

Egal ob in Trauer oder Euphorie gehört er stets zum Basisinventar des mitteilungsbedürftigen Fußballfans: Der Bengalo. Anzünden, wegwerfen, Spaß haben. Diese Botschaft der Nächstenliebe und Völkerverständigung suchten am jüngsten Champions League-Spieltag auch die Anhänger des NK Maribor und Galatasaray Istanbuls auf Schalke sowie in London zu verbreiten. 2000 Grad Glücksseeligkeit im hohen Bogen Richtung Spielfeld und eine nett gemeinte, modisch ansprechende Umgestaltung des Gästeblocks. Danke für euren Beitrag!

2. Das, was sie in Lissabon Pressing nennen

Hoch stehen, hoch verlieren: Dass diese Wendung seit Dienstag nicht Einzug in sämtliche Fußballhandbücher gefunden hat, liegt einzig an der Chancenverwertung des FC Chelsea. Im Duell mit Sporting Lissabon war die Verteidigung der Portugiesen offen wie der einheimische Reiseführer auf einer Afrika-Safari. Gegen seinen natürlichen Feind – den schnellen Ball in die Tiefe – stand die meist an der Mittellinie postierte Abwehrreihe wie die Antilope vor dem Gepard. London spuckte die Beute zwar mehrfach wieder aus, den tödlichen Genickbiss verhinderte dies aber nicht.

3. Hakan Calhanoglu

Das „G“ steht für Gefahr. Und wie auch Chuck Norris bereits wusste, folgt die große Genugtuung des Helden erst auf einen empfindlichen Rückschlag. So schien es, als hätte der Türke das Leder gegen Benfica Lissabon mit voller Absicht kläglich am Tor vorbei gegrätscht, um wenig später den Elfmeter zum 3:1 gelangweilt in die Maschen zu schieben. Ein wahrer Superstar weiß eben, was die Massen bewegt. Aber: Vergeben bleibt vergeben.

Eintracht Frankfurt: Der Felix oder Herr Hildebrand?

Die Knöchelverletzung von Eintracht Frankfurts Keeper Kevin Trapp, die er sich im Derby gegen Mainz 05 zugezogen hatte, schockte am Mittwoch die komplette Mainmetropole. Kurz nachdem Spekulationen über ein mögliches Interesse Borussia Dortmunds und anderer internationaler Spitzenclubs publik wurden, fällt der Torwart nun für drei Monate aus.

Dieser für Trapp und Coach Thomas Schaaf äußerst missliche Umstand katapultierte am heutigen Donnerstag jedoch einen allbekannten Ballfang-Veteranen zurück auf das saftige Bundesliga-Grün: Timo Hildebrand (35) steht den Hessen ab sofort bis zum Saisonende für alle Schandtaten zur Verfügung. Ob der Ex-Schalker, Ex-Ex-Hoffenheimer, Ex-Ex-Ex-Lissabonner, Ex-Ex-Ex-Ex-Valencianer und Ex-Ex-Ex-Ex-Ex-Stuttgarter aber auch in den nächsten Monaten im Kasten der Eintracht stehen wird, ist fraglich. Nummer zwei Felix Wiedwald (24) gab bis zu Hildebrands Verpflichtung auf der Torhüterposition den „Last Man Standing“ und spielt wohl nicht mit dem Gedanken, diese Stellung abzugeben. sportjargon.net gibt euch eine Übersicht über beide Schlussmänner und beurteilt die Sachlage bei der SGE.

Felix Wiedwald (bisherige Vereine: MSV Duisburg, Werder Bremen):

Seit Sommer 2013 steht der gebürtige Niedersachse in Frankfurt unter Vertrag. In dieser Zeit kam er in genau drei Pflichtspielen für die Eintracht zum Einsatz. Sein Pflichtspiel-Debüt gab er im Zuge einer personellen Rochade des damaligen Trainers Armin Veh im letzten Europa League-Gruppenspiel der vergangenen Saison beim 2:0-Sieg gegen Apoel Nikosia. Dort spielte er über 90 Minuten, hatte wenig zu tun, bewahrte sein Team dennoch mit einer starken und seiner einzigen Parade vor dem Rückstand. Anschließend folgten noch die Kurzeinsätze beim 0:5 gegen Bayern München in der letzten Spielzeit und am letzten Dienstag beim 2:2 gegen Mainz. Beide Male für den verletzten Trapp eingewechselt, beide Male ohne Chance sich auszuzeichnen.

Wesentlich mehr verrät da schon seine Zeit in Duisburg über Wiedwald. Nach seinem Wechsel zum MSV 2011 erkämpfte er sich den Stammplatz im Tor des damaligen Zweitligisten gegen den zunächst gesetzten Florian Fromlowitz. Ab dem 15. Spieltag der Saison 2011/2012 war er bis zu seinem Wechsel nach Frankfurt die unangefochtene Nummer eins. Seine Bilanz liest sich dabei mittelmäßig. In 49 Zweitliga-und zwei Erstligaspielen kassierte Wiedwald 65 Tore. Das sind im Schnitt 1,32 Tore pro Spiel. Somit verfügt er aber immerhin beispielsweise über einen besseren Durchschnitt als Paderborns Keeper Lukas Kruse, der auf 1,4 Gegentore pro Spiel im Profibereich kommt und mittlerweile in der Bundesliga spielt. „Wenn man in der zweiten Liga spielen kann, kann man auch in der ersten Liga spielen.“, sagte Wiedwald vor seinem Wechsel nach Frankfurt. Jetzt kann er es beweisen.

Timo Hildebrand (Bisherige Vereine: VfB Stuttgart, FC Valencia, TSG Hoffenheim, Sporting Lissabon, FC Schalke 04):

Nach seiner erfolgreichsten Zeit von 1999 bis 2007 beim VfB Stuttgart ergab sich für Hildebrand bei jedem Verein – außer beim kompletten Missverständnis in Lissabon – das gleiche Bild. Zuerst Schwierigkeiten, dann Stammkeeper. In Valenica wurde er zunächst von Torwart-Ikone Santiago Canizares und einer Rückenverletzung gehindert, gewann dann aber als Nummer eins mit starken Paraden die Copa del Rey. Ähnlich verhielt es sich auch nach seiner Rückkehr in die Bundesliga. Verletzungen machten ihm in Hoffenheim häufig zu schaffen, jedoch steckte er nicht auf und blieb bis zu seinem Abschied 2010 die Nummer eins. Bei seiner bislang letzten Station auf Schalke konkurrierte er lange sowohl mit Ralf Fährmann als auch Lars Unnerstall um die Position im Tor und ihm wurden kaum Chancen zugesprochen. Als sich beide Schlussmänner aber verletzten, schlug seine Stunde. Er empfahl sich trotz einiger Verletzungen und hütete längere Zeit das Gehäuse der Königsblauen, bis Fährmann sich zur Mitte der vergangenen Spielzeit seinen Platz an der Sonne zurückholte.

Angesichts dieses Karriere-/Leidensweges kann angenommen werden, dass Hildebrand auch eine Rolle als Nummer zwei annehmen würde. „Ich sehe meine Aufgabe darin, Felix Wiedwald zu helfen und ihn auf seinem Weg zu begleiten“, sagte der 35-Jährige auf der Pressekonferenz der Eintracht am Donnerstag und bestätigt damit unsere geäußerte Vermutung. Ebenso lässt sich anhand Hildebrands Historie jedoch auch feststellen, dass er wach sein wird, sollte Wiedwald schwächeln. Seine persönliche Quote unterstreicht indes, dass der gebürtige Wormser seinem jungen Konkurrenten in nichts nachsteht. In 399 Ligapflichtspielen bei all seinen Stationen im Profibereich kommt Hildebrand auf 324 Gegentore. Dies entspricht einer Quote von 0,8 Gegentreffern pro Spiel. Wie viel diese knapp 0,5 Tore Abstand schlussendlich im Duell mit Wiedwald wert sind, wird sich zeigen. Die Erfahrung steht dennoch klar auf seiner Seite.

Fazit:

Da Thomas Schaaf Felix Wiedwald bereits vor dem Hildebrand-Coup sein „vollstes Vertrauen“ aussprach und auch der Routinier bei der Pressekonferenz eher tiefstapelte, scheint der Youngster zunächst die neue Nummer eins der Hessen zu werden. Gegen Hildebrand sprechen zum einen die fehlende Spielpraxis, obwohl er sich zuletzt beim Karlsruher SC fit hielt, und zum anderen seine Verletzungsanfälligkeit. Sollte sich im Saisonverlauf jedoch eine Situation ergeben, in der Wiedwald überfordert wirkt oder ebenfalls ausfällt, kann sich die Eintracht auf den WM-Dritten von 2006 verlassen.

Werder Bremen: Gar nicht mal so gut

Erst ungeschlagen, jetzt sieglos. Nach drei Unentschieden und zwei Niederlagen steht der SV Werder Bremen schon wieder ganz unten in der Tabelle der Fußball-Bundesliga. Dabei schienen sich die Fans zu Beginn der Saison zu freuen, als die Hanseaten zunächst ohne Pleite starteten. Eventuell bleibt ja doch die im Voraus befürchtete Zittersaison aus. Eventuell sind die Befürchtungen bezüglich der mangelnden Konkurrenzfähigkeit des Kaders an den Haaren herbeigezogen. Eventuell steht man nach der Spielzeit ja ganz gemütlich im Mittelfeld der Tabelle.

All diese Theorien erweisen sich nun als so wenig sattelfest wie die Bremer Abwehr. Beim 0:3 gegen Schalke offenbarte das Team von Trainer Robin Dutt erneut Schwächen in allen Mannschaftsteilen. Jene waren zwar bereits in den vorigen Spielen ebenfalls zu bestaunen, dort milderte meist jedoch ein Punktgewinn den Ärger über die eigenen Fehler. sportjargon.net schaut nun genau hin und sagt, was im Spiel der Werderaner falsch läuft.

1. Die Defensive lässt zu viel zu.

Werder Bremen hat in fünf Ligaspielen bereits 13 Tore kassiert. In der vergangenen Saison waren es zum gleichen Zeitpunkt nur acht. Tore wie beim 1:1 von Roberto Firmino gegen Hoffenheim, bei denen ein langer Ball reicht, um die komplette Abwehr auszuhebeln, dürfen so nicht fallen. Die Verteidigungslinie steht oft unsortiert und begeht individuelle Fehler. Bestes Beispiel dafür das 0:1 aus der jüngsten Pleite gegen Schalke. Galvez schafft es nicht, einen langen Abschlag von S04-Keeper Fährmann unter Kontrolle zu bringen, bevor Max Meyer sich des Balles annahm, die gesamte Abwehr ungehindert durchquerte und erfolgreich abschloss. Ein solch offenes Defensivverhalten legte man außerdem beispielsweise in der Partie gegen Bayer Leverkusen an den Tag, welche man einzig aufgrund des Unvermögens der Nordrhein-Westfalen nicht verlor. Mit derartigen Leistungen in der Hintermannschaft ist der Abstiegskampf vorprogrammiert.

2. Mangelhafte Ausbeute im Angriff.

Trotz der schwachen Defensive kam Werder bisher in der Offensive immer zu seinen Chancen. Gegen Schalke war Bremen in der ersten Halbzeit das präsentere Team und hatte ordentliche Gelegenheiten, während den Königsblauen nach vorne nichts einfiel. Dennoch vergab man die Möglichkeiten zu fahrlässig. Ähnlich lief es auch gegen Augsburg. Beide Teams hatten gefährliche Situationen, aber der FCA war konsequenter. So hatten die SVW-Neuzugänge Fin Bartels in der ersten Halbzeit und Izet Hajrovic im zweiten Durchgang aussichtsreiche Tormöglichkeiten, um das Spiel in Richtung der Bremer zu kippen, scheiterten jedoch an Augburgs Torwart Marwin Hitz. Sogar gegen Leverkusen – in einem Spiel, in dem man eigentlich hoffnungslos unterlegen war – hätte der Sieger Werder Bremen heißen können. Davie Selke aber nutzte eine Viertelstunde nach der Pause seine große Chance nicht zum zwischenzeitlichen 2:3 für die Norddeutschen. In solchen Situationen bedarf es größerer Kaltschnäuzigkeit, um in der Zukunft vor allem gegen die direkten Konkurrenten im Abstiegskampf zu punkten.

3. Spielerisch bringt Bremen wenig zustande.

Ansehnliche Kombinationen und gut herausgespielte Torchancen sieht man in der Hansestadt zu wenig. Wenn Gefahr entsteht, dann meist über Standardsituationen oder Einzelaktionen. Starke Spielzüge, wie beim 1:0 von Selke gegen Augsburg, sind die Ausnahme. Die personelle Lage im Offensivbereich könnte dafür eine Erklärung sein. Manager Eichin hatte im Vorfeld massiv für eine Verstärkung des Teams gekämpft und wurde nur schwerlich erhört. Die Neuzugänge Bartels und Hajrovic kommen nur mäßig in Fahrt. Letzterer hat keines der bisherigen fünf Ligaspiele über 90 Minuten bestritten und durfte weder ein eigenes Tor noch eine Vorlage bejubeln. Im Gegensatz dazu kann Bartels regelrecht aufatmen. Er schaffte sowohl einen Treffer als auch einen Assist. Will Werder mit dem Abstieg nichst zu tun haben, genügen die Gefährlichkeit nach Standards und der gute Franco di Santo in der Spitze nicht. Die Mannschaft muss mehr für das Spiel tun und sich selbst Gelegenheiten erarbeiten. Nach dem 0:2-Rückstand gegen Schalke hatte Bremen nur zwei annehmbare Chancen. Beide nach Freistößen. Wie das Spiel ausging, ist bekannt.