Malaysia ePrix: Über elektronische Gladiatoren

Im Schatten des großen Formel 1-Finales in Abu Dhabi gewann am Samstag der Brite Sam Bird den zweiten Lauf der neueingeführten Formel E in Putrajaya/Malaysia. Doch mit welchen Eindrücken lässt uns die wohl nachhaltigste aller Rennserien zurück? Das Nesthäkchen in der großen FIA-Familie zeigte sich auch im asiatischen Inselstaat ähnlich unterhaltsam wie beim Debütrennen vor sieben Wochen in Peking.

Die Kernkompetenz der Formel E lag in Malaysia erneut in der packenden Spannung und der Ausgeglichenheit des Fahrerfeldes. In den Einheitsboliden, mit denen in dieser Saison noch gefahren wird, entscheiden die Piloten in dramatischem Ausmaß über Sieg und Niederlage. Eine aggressive Siegermentalität, eine gewisse Umsicht im Bezug auf den Energieverbrauch und ein nahezu chriurgisches Geschick beim Durchqueren der beklemmend engen Stadtkurse: Der Fahrer muss einen Einklang aller Faktoren schaffen.

Gleich mehrere Pioniere des elektronischen Motorsports sollten am Sonnabend an dieser Aufgabe scheitern und ermöglichten so ein faszinierendes Rennen. Mal schweißte Andretti-Pilot Montagny Nick Heidfeld in die Mauer, mal war der zwischenzeitlich führende Daniel Abt vom deutschen Audi Sport Abt Team Opfer einer zu riskanten Strategie seiner Ingenieure.

Diese Umstände nutzten bereits in China stark in Erscheinung getretene Akteure für sich aus. Sie agierten auch diesmal am komplettesten. Mit Lucas di Grassi (Platz 2) und Sam Bird (Platz 1) standen in Malaysia zwei Fahrer auf dem Podium, die schon im Land der aufgehenden Sonne unter die ersten Drei kommen konnten. Auch die e.dams-Renault-Piloten Sébastien Buemi ( Platz 3) und Nicolas Prost (Platz 4) bestätigten die Eindrücke, die sie bei den Tests in Donington und im ersten Rennen hinterließen.

Prost brachte sich in Peking erst in der letzten Kurve durch einen selbst verschuldeten Crash um einen Podestplatz und fuhr auch im Qualifying von Putrajaya die schnellste Zeit. Nur wegen einer Strafe aufgrund des China-Unfalls durfte er nicht von der Pole Position starten. In der Gesamtwertung liegt nun der Brasilianer di Grassi mit nur drei Punkten Vorsprung vor Sam Bird. Erst 22 Punkte dahinter folgt der Franzose Montagny. Für die kommenden Rennen hat sich der Favoritenkreis merklich eingeengt.

Auffällig bei der zweiten Runde der Formel E waren die vielen Fehler der einzelnen Piloten und Teams. Aufgrund mehrerer Kollisionen musste das Safety-Car zu Beginn gleich mehrfach auf die Strecke. Selbige war vielerorts brutal eng und mit dem aggressiven Fahrstil vieler Fahrer nicht zu vereinen. Neben dem genannten Heidfeld fanden unter anderem die brasilianischen Hitzköpfe Nelson Piquet Jr. und Bruno Senna in den Streckenbegrenzungen das jähe Ende ihrer Bemühungen. Auch durch solche spektakulären Abflüge waren Aufholjagden wie von Lucas di Grassi (von 18 auf 2) möglich.

Bei der nächsten Station in Punta del Este / Uruguay wird uns wieder ein umkämpftes Rennen erwarten. Da sich die Formel E bisher als Wettkampf der Fahrer auswies, wissen wir, was wir von wem werden erwarten können.

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