Champions League: Albtraum Achtelfinale?

Geteilt war sie: Die Meinung der Öffentlichkeit über die Auslosung der Paarungen mit deutscher Beteiligung im Achtelfinale der UEFA Champions League. Bayern durch, Dortmund und Leverkusen schwer, aber mit Hoffnung und Schalke darf zumindest etwas lernen. Dies war die Quintessenz aus den wortreichen Darlegungen der Fußballkenner und Sachverständigen. Was aber, wenn es anders kommt? Was aber, wenn der deutsche Vereinsfußball bereits in der Runde der letzten Sechzehn nahezu komplett die Segel streichen müsste? Unwahrscheinlich ist dies nicht.

Natürlich zweifelt niemand daran, dass der FC Bayern München das Viertelfinale erreichen wird. Zwar hat Gegner Shakhtar Donzek mit Luiz Adriano den Top-Torjäger der Königklasse in seinen Reihen, dennoch konnten die Ukrainer in der Gruppenphase lediglich gegen den weißrussischen Zwerg aus Borisov Siege verzeichnen (7:0,5:0). Da mit Athletic Bilbao und dem FC Porto nicht gerade die Elite des europäischen Fußballs die übrigen Mitglieder dieser Gruppe waren, ist das Leistungsvermögen Donezks im Vergleich mit dem qualitativen und quantitativen Potenzial Münchens schnell eingeordnet.

Weitaus ambitionierter scheint da schon das Vorhaben Borussia Dortmunds, den italienischen Rekordmeister Juventus Turin aus dem Wettbewerb zu befördern. Dieser stellt immerhin die beste Abwehr sowie den treffsichersten Sturm der gesamten Serie A. Humorlose Wüstlinge wie der Anführer des chilenischen Selbstmordkommandos Arturo Vidal und der raubeinige Ur-Turiner Claudio Marchisio werden gewillt sein, dem BVB seine einzig verbliebene Stärke – das spielerische Element – madig zu machen. Den konsequenten Torabschluss und die sattelfeste Defensive hatten sie ja bereits im Abstiegskampf der Bundesliga verloren.

Unnötigerweise abhanden gekommen war den Spielern von Bayer Leverkusen durch ein 0:0 im letzten Gruppenspiel gegen Benfica Lissabon der erste Rang in Gruppe C. Deswegen geht es im Achtelfinale nun gegen die Effizienzkönige von Atletico Madrid. Der Vorjahresfinalist hat in der Champions League ab dem zweiten Spieltag der Gruppenphase kein Gegentor mehr kassiert. Ein Fakt, den die Leverkusener nicht gerne hören werden. Das Team von Trainer Roger Schmidt zeichnete sich vor allem in den Duellen mit dem AS Monaco und im Auswärtsspiel bei Benfica durch Unzulänglichkeiten im Offensivspiel aus. Mal fehlte die Gradlinigkeit im Spielaufbau, mal die Kaltschnäuzigkeit im Abschluss. Madrids von Weltklassevorstopper Diego Godín befehligte Verteidigungslinie kann der Schlüssel zum Erfolg über die Werkself sein.

Der FC Schalke 04 wird indes eilig den Schlüssel für den Mannschaftsbus suchen. Denn eben jener wird in den Partien gegen Real Madrid vor dem eigenen Tor geparkt werden müssen, um ein Ausscheiden zu verhindern. Während der Vorrunde waren die Knappen mehrfach vom Glück gesegnet. Das Heimspiel gegen Sporting Lissbon (4:3) hätten die Ruhrpottler genauso gut verlieren können und auch die Leistung aus den wichtigen Matches gegen Maribor wird nicht reichen, um Real Madrid ansatzweise zu gefährden. Die Königlichen haben in der Liga 55 Tore in 15 Spielen erzielt. Alleine 25 Treffer gehen auf das Konto von Berufsadonis Cristiano Ronaldo. Betrachtet man Auftritte wie den des S04 am vergangenen Samstag gegen Köln, wirkt eine Gegenüberstellung mit den madrilenischen Statistiken ungewollt komisch. Spanische Zeitungen nahmen dies jüngst zum Anlass, Spott an den Gelsenkirchenern zu üben und ihr weißes Ballett direkt in die Runde der letzten Acht zu schreiben. Wollen wir hoffen, dass es bei den Schalkern bleibt.

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